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Artikel | Die Swahili-Fibel |
Verfasser | Helmut Richter |
verfasst / veröffentlicht / geändert | / / |
Artikel-URL | https://hhr-m.de/sw-fibel/ |
Kapitel | 3. Substantive: keine klassenlose Gesellschaft |
Diese Seite | https://hhr-m.de/sw-fibel/praefix-typen/ |
enthält | Fortsetzung des Kapitels |
Bis jetzt wurde erklärt, welches Präfix in den verschiedenen Klassen für Substantive, welches für Adjektive und welches als Subjekt und Objekt in Verben verwendet wird. Es gibt aber noch weitere Gelegenheiten, wo Wortformen von der Klasse der beteiligten Substantive abhängig sind. Diese sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt. In satten Farben sind die Grundformen dargestellt, die zum großen Teil schon besprochen worden sind, und in blassen Farben die aus diesen Grundformen abgeleiten Formen. Zur ersten Gruppe gehören:
rot: das Adjektiv-Präfix (hier ohne die Feinheiten bei der Abhängigkeit von den folgenden Lauten) wie schon besprochen. Es gilt auch für Zahlen und für die Wörter -ngapi (wieviele), -ingi (viele), -chache (wenige) und -ingine (andere).
gelb: das Verb-Präfix wie schon besprochen. Es ist in manchen Fällen ähnlich dem Adjektiv-Präfix, in anderen gar nicht; man muss es also extra lernen.
grün: das Wort für das deutsche von wie schon besprochen. Es ist, außer in Klasse 1, immer ähnlich dem Verb-Präfix, jedoch mit dem Vokal -a am Ende und einer „Verkonsonantung“ von u- nach w- und von i- nach y-. Die genaue Form muss man aber doch lernen und kann sie nicht aus dem Verb-Präfix nach immer derselben Regel ableiten.
blau: die Relativsilbe, deren Anwendung schon im zweiten Kapitel besprochen wurde, deren Form in den verschiedenen Klassen aber erst hier erklärt wird. Außer in Klasse 1 wird sie aus dem Wort für von ganz regelmäßig dadurch gebildet, dass -a oder -wa am Ende durch -o ersetzt wird.
Die übrigen Formen in der Tabelle ergeben sich aus diesen vieren in sehr regelmäßiger Weise mit nur ganz wenigen Ausnahmen. Aber jetzt erst mal die Tabelle:
1 | 2 | 3, 11, 14 | 10 | 9 | 4 | 6 | 5 | 7 | 8 | 15, 17 | 16 | 18 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Adjektiv-Präfix | m | wa | m | n | mi | ma | (ji) | ki | vi | ku | pa | mu | |
schöne | mzuri | wazuri | mzuri | nzuri | mizuri | mazuri | zuri | kizuri | vizuri | kuzuri | pazuri | muzuri | |
andere | mwingine | wengine | mwingine | nyingine | mingine | mengine | jingine | kingine | vingine | kwingine | pengine | mwingine | |
ein/zwei | mmoja | wawili | mmoja | mbili | moja | miwili | mawili | moja | kimoja | viwili | kumoja | pamoja | mumoja |
jene | yule | wale | ule | zile | ile | yale | lile | kile | vile | kule | pale | mle | |
diese | huyu | hawa | huu | hizi | hii | haya | hili | hiki | hivi | huku | hapa | humu | |
welche? | yupi? | wapi? | upi? | zipi? | ipi? | yapi? | lipi? | kipi? | vipi? | kupi? | papi? | mpi? | |
Verb-Präfix | a, (yu) | wa | u | zi | i | ya | li | ki | vi | ku | pa | m, (mu) | |
von | wa | za | ya | la | cha | vya | kwa | pa | mwa | ||||
Relativ-Infix | ye | o | zo | yo | lo | cho | vyo | ko | po | mo | |||
eben diese | huyo | hao | huo | hizo | hiyo | hayo | hilo | hicho | hivyo | huko | hapo | humo | |
das ist … | ndiye | ndio | ndizo | ndiyo | ndilo | ndicho | ndivyo | ndiko | ndipo | ndimo | |||
mit … | naye | nao | nazo | nayo | nalo | nacho | navyo | nako | napo | namo | |||
die/welche | ambaye | ambao | ambazo | ambayo | ambalo | ambacho | ambavyo | ambako | ambapo | ambamo | |||
meine | wangu | zangu | yangu | langu | changu | vyangu | kwangu | pangu | mwangu | ||||
eure | wenu | zenu | yenu | lenu | chenu | vyenu | kwenu | penu | mwenu | ||||
alle | wote | zote | yote | lote | chote | vyote | kote | pote | mwote | ||||
beliebige | yeyote | wowote | zozote | yoyote | lolote | chochote | vyovyote | kokote | popote | -- | |||
die … haben | mwenye | wenye | zenye | yenye | lenye | chenye | vyenye | kwenye | penye | mwenye |
Von den vier Grundformen sind abhängig:
blassrot: Beispiele für die Anwendung der „roten“ Präfixe. Die Form jingine wird oft durch das bedeutungsgleiche unregelmäßige lingine ersetzt, das dann einen blassgelben Hintergrund haben müsste, weil es vom Verb-Präfix abgeleitet ist.
blassgelb: Demonstrativpronomen, die immer das Verb-Präfix (für Klasse 1 in der Form yu-) enthalten, und zwar für das deutsche diese mit h- und dem Vokal des Verb-Präfixes davor, dagegen für jene mit -le danach. Auch -pi (welche?) und -ngali ([ist] noch) tragen Verbpräfixe
blassgrün: Possessivpronomen und ein paar weitere Wörter, die die Anfangskonsonanten des Wortes für von haben, während der Rest des Wortes durch alle Klassen gleich bleibt. Die Enden der Possessivpronomen standen in der Tabelle in Kapitel 2. Ausnahmen sind kote in Klasse 15 und 17 sowie mwenye (habend) und mwenyewe (selbst) in Klasse 1. Von letzterer Ausnahme darf man sich nicht dazu verleiten lassen, diese beiden Wörter mit Adjektiv-Präfixen zu versehen – nur in Klasse 1 ist das richtig.
Je nachdem, ob man die erste Silbe von Wörtern wie chochote lieber als Relativsilbe oder lieber als reduplizierte Anfangssilbe auffasst, ist entweder wowote oder yeyote als Ausnahme zu werten. Diese Wörter werden übrigens manchmal auch auseinander geschrieben, ohne Bedeutungs- oder Ausspracheunterschied.
blassblau: Dass die Wörter ndi- (das ist …), si- (das ist nicht …) und na- (und …, mit …) mit der jeweiligen Relativsilbe enden, war schon besprochen worden. Mittels amba- kann man alleinstehende Relativpronomen bilden, die erst später erklärt werden. Außerdem kann die Relativsilbe im Demonstrativpronomen die zweite Silbe ersetzen: das ergibt dann ein Demonstrativpronomen mit der Bedeutung diese, wovon eben die Rede war; auch da gibt es wieder eine Ausnahme in Klasse 1.
Wenn man bedenkt, dass die Tabelle rund 250 Einträge hat, ist doch diese Handvoll Ausnahmen keine so schlimme Einschränkung der Regelmäßigkeit.
Es gibt zu jeder Klasse drei Demonstrativpronomen, in der Tabelle mit „diese“ (h- mit Verbpräfix am Ende), „jene“ (-le mit Verbpräfix am Anfang) und „eben diese“ oder „die genannten“ (h-o mit Relativsilbe am Ende) bezeichnet.
Da es in Swahili keine Artikel gibt, werden Demonstrativpronomen auch dazu eingesetzt, auszudrücken, dass mit einem Substantiv jemand oder etwas Bestimmtes gemeint ist, wenn sich das nicht schon aus dem Zusammenhang ergibt. Wenn es sich dabei um das Objekt eines Verbs handelt, wird die Bestimmtheit angezeigt, indem das Verb ein Objektpräfix bekommt. Sonst kann man dazu die Form -le vor dem Substantiv verwenden z.B. yule mama katika kaunta (die Frau am Schalter).
Demonstrativpronomen können auch ohne Substantiv verwendet werden, z.B. huyu ni mke wangu (das ist meine Frau). -le wird so vor allem in der Bedeutung „der-/die-/dasjenige“ verwendet, z.B. vile vya mwalimu (die des Lehrers (z.B. Bücher)) – yale mtakayoyasema (das, was ihr sagen werdet) – hadithi hizi ni zile nilizozisimulia jana (diese Geschichten sind die, die ich gestern erzählt habe).
Die Bedeutung „der-/die-/dasselbe“ wird durch Verdoppelung des Demostrativpronomens ausgedrückt, meist eines der Gestalt -le: saa ile ile (dieselbe Stunde, zur selben Stunde) – vile vile (genauso) – Huyu ni yule yule. (Das ist derselbe.) – Mfinyanzi anafinyanga vyungu viwili kwa udongo ule ule. (Der Töpfer formt zwei Gefäße aus demselben Ton.) Die beiden gleichen Pronomen werden oft auch zusammengeschrieben.
Demonstrativpronomen der Gestalt h-o mit Relativsilben, mit denen man sich auf Zeit (po, Klasse 16), Ort (po/ko/mo, Klasse 16/17/18) oder Art und Weise (vyo, Klasse 8) bezieht, werden oft als Adverbien eingesetzt, vor allem hapo (dann), huko (dort), humo (dort drin), hivyo (so, auf diese Weise). Aber auch andere Demonstrativpronomen dieser Klassen werden so verwendet, z.B. hapa (hier, hierher), kule (dort weiter weg), vile (so, auf jene Weise).
Nicht bei jedem Verb steht ein Substantiv – es ist ja auch ohne komplett, weil die finite Verbform ein implizites Pronomen enthält. Es kann daher die Frage auftauchen, von welcher Klasse die Präfixe verwendet werden, wenn gar kein Substantiv in der Nähe ist, auf das es sich bezieht. Besonders häufig tritt das im Zusammenhang mit Relativsätzen auf. Ein einfacher Fall dieser Art war das erste Wort des allerersten Beispielsatzes im ersten Kapitel, das dann im zweiten analysiert wurde: asiyekujua (wer dich nicht kennt). Hier musste natürlich die Vorsilbe von Klasse 1 verwendet werden, weil es sich offenbar um eine Person handelt. Was aber ist zu tun, wenn es sich um Sachen handelt?
In den meisten Fällen denkt man sich ein Wort dazu, das man dann weglassen kann, aber nicht muss: [mtu] asiyekujua (wer dich nicht kennt = [ein Mensch,] der dich nicht kennt), [jambo] unalolifanya (was du tust = [eine Sache,] die du tust), [neno] alilolisema (was er sagte = [ein Wort,] das er sagte), [kitu] chochote mtakacho (was ihr wollt = irgend [ein Ding,] das ihr wollt). Da viele abstrakte Wörter, zwischen denen man sich schlecht entscheiden kann, in Klasse 5 liegen, z.B. jambo (Angelegenheit), neno (Wort), tendo (Tat), shauri (Idee, Plan), kommt es nicht darauf an, welches davon man sich als Ergänzung vorstellt; bei konkreteren Dingen kommt dann eher Klasse 7 in Frage. Dieselben Klassen im Plural (Klasse 8 für Konkretes, Klasse 6 für Abstraktes) werden auch gern verwendet, wenn sich ein Verb auf mehrere Dinge unterschiedlicher Klassen bezieht.
Die Regeln über Relativsilben, mit denen man sich auf Zeit (po, Klasse 16), Ort (po/ko/mo, Klasse 16/17/18) oder Art und Weise (vyo, Klasse 8) bezieht, haben im Zweifel Vorrang vor der Klasse eines Substantivs, egal ob das dasteht oder dazugedacht wird: [wakati] walipokwisha kula ([die Zeit oder: zur Zeit] als sie gegessen hatten), wala mahali pengine popote katika mji huo (und auch nicht irgendwo anders in dieser Stadt), nitakufuata kokote utakakokwenda (ich werde dir folgen, wo auch immer du hingehen wirst).
Wenn es aber überhaupt kein Substantiv gibt, das passt, also wo im Deutschen ein es stünde, das kein Substantiv vertritt, ist Klasse 9 zuständig: yafaa (es ist nützlich), imempasa aende (es gebührt ihm, dass er geht , d.h. er sollte jetzt gehen), haiwezekani (es ist nicht möglich).
Ein Substantiv kann mehrere Pronomina und Adjektive tragen. Eine Häufung wie im Deutschen, etwa „dieses unser schönes Land“ ist zwar in Swahili nicht üblich, aber mehr als ein Wort kann schon beim Substantiv stehen.
Das arabischstämmige Wort kila (jede-) steht vor dem Substantiv, alle anderen Mengenangaben wie -ote (alle), -ingi (viele) stehen danach. Wenn das Demonstrativpronomen -le (jene) nur die Bestimmtheit eines Substantivs anzeigt wie oben beschrieben, steht es vor dem Substantiv; in der Bedeutung jene steht es aber wie die anderen Demonstrativpronomen danach. Alle anderen Wörter beim Substantiv stehen nach ihm.
Unter den Wörtern nach dem Substantiv wird in etwa die Reihenfolge
Possessivpronomen – Demonstrativpronomen – Adjektive – Zahlwort
eingehalten. Die Reihenfolge ist oft, aber nicht immer, umgekehrt wie im Deutschen. Neue Information rückt Vergleich zu schon bekannter eher nach hinten. Beispiele: mti mzuri mrefu (ein hoher schöner Baum, d.h. ein hoher unter den schönen), mti mrefu mzuri (ein schöner hoher Baum, d.h. ein schöner unter den hohen), mti ule mrefu (jener hohe Baum), mti ule ule (derselbe Baum), mti mrefu (ein hoher Baum), ule mti mrefu (der hohe Baum da), mti huu mrefu (dieser hohe Baum, oder: ein so hoher Baum), miti mirefu miwili (zwei hohe Bäume).