Die Katze ist aus dem Sack: das LRZ macht sich nach Garching
davon. Da ist jetzt die Zeit gekommen, in der sich Architekten so
richtig austoben können. Einer der trendigsten Trends ist da die
„Allegorische und Metaphorische Architektur“, deren bedeutendster
Vertreter Professor von Schildau ist. Der ZerRspiegeL ließ sich nicht
nehmen, ihn zu den Plänen von Garching zu befragen.
ZRL: |
Herr Professor von Schildau, können Sie unseren Lesern kurz
erklären, was man unter „Allegorischer und Metaphorischer Architektur“
versteht? |
Prof. von Schildau: |
Aber gerne. Die klassische, will sagen herkömmliche, Architektur
hatte die Aufgabe, bei der Planung von Gebäuden die Nutzungsaspekte
den künstlerischen Anforderungen unterzuordnen. Das ist bei der
„Allegorischen und Metaphorischen Architektur“ nicht anders. Nur
stellt sie sich zusätzlich die Aufgabe, in die Gestaltung allegorische
Aspekte einzubringen, indem Metaphern realisiert werden. |
ZRL: |
Können Sie uns dazu Beispiele bringen? |
Prof. von Schildau: |
Nehmen Sie den Umbau des LRZ in der Barer Straße. Bei der
Außengestaltung haben wir uns von der Metapher leiten lassen „die
können sich einglasen lassen“. Die Arkaden haben wir beseitigt getreu
dem Motto „wir lassen unsere Kunden im Regen stehen“. Das ist übrigens
eine so passende Metapher für die moderne Dienstleistungsgesellschaft,
dass sie die Deutsche Telekom sofort begeistert für die Gestaltung
ihrer neuen Telefonzellen übernommen hat. |
ZRL: |
Schön und gut, aber wird das im Sommer nicht recht heiß und
stickig in der Eingangshalle? Hat man das bewusst in Kauf
genommen? |
Prof. von Schildau: |
Nicht in Kauf genommen, sondern sorgfältig geplant, und dabei zwei
Metaphern realisiert. Das LRZ versucht dort frischen Wind hinein zu
bekommen, aber es wird nur heiße Luft bewegt. |
ZRL: |
Haben Sie auch schon Rückschläge bei Ihrem Konzept einstecken
müssen? |
Prof. von Schildau: |
Das ist das Schicksal aller Genies in der Anfangszeit. Vor zehn
Jahren wollten wir die Klimaanlage des LRZ mit Asbest aufpeppen nach
dem Motto „wir werden unseren Kunden was husten“, aber
kleinkrämerische Geister sind dann mit irgendwelchen Paragraphen
angerückt und haben das verhindert. Dann haben wir als
Sanierungskonzept vorgeschlagen, den Asbest aus dem Unterboden zu
entsorgen, während die Rechner an der Decke aufgehängt werden – sie
verstehen: „die Finanzierung hängt in der Luft“ – aber auch dieses
avantgardistische Projekt wurde uns von Banausen vermasselt. Heute
sind wir einen Schritt weiter: da hat man erkannt, wie zukunftsweisend
die Allegorische und Metaphorische Architektur wirklich ist. In
Garching werden wir dieses Konzept sicher konsequenter in die Tat
umsetzen können. |
ZRL: |
Apropos Garching: Man spricht da ja von bösen Planungspannen. So
hat man etwa ausreichende Hörsäle schlicht vergessen
einzuplanen. |
Prof. von Schildau: |
Von „vergessen“ kann keine Rede sein. Bedenken Sie, welche
Assoziationen da geweckt werden: Schicksal, Trübsal, Mühsal, …, Hörsal. Nein,
so etwas wäre keine geeignete Metapher für die Spaßgesellschaft gewesen, die
ja die Informatik von allen Wissenschaften am klarsten
repräsentiert. Stattdessen symbolisieren wir jetzt die Metapher „mobile
Gesellschaft“, indem die Studenten wie auch der Lehrkörper die meiste Zeit
unterwegs verbringt. |
ZRL: |
Und was sind Ihre Pläne für das LRZ in Garching? |
Prof. von Schildau: |
Als wichtigste Metapher steht uns das „Klima“ vor Augen. |
ZRL: |
Das Betriebsklima? |
Prof. von Schildau: |
Meinetwegen auch, vor allem aber natürlich das
Investitionsklima. Deswegen werden wir das LRZ als gigantische
Klimaanlage realisieren, um die sich dann auch noch ein paar andere
Räume gruppieren. Und vergessen Sie nicht: schon der Umzug des LRZ
nach Garching realisiert eine wichtige Metapher. |
ZRL: |
Und zwar? |
Prof. von Schildau: |
„Aus den Augen, aus dem Sinn.“ |
ZRL: |
Herr Professor von Schildau, wir danken Ihnen für diese Ein- und
Ausblicke. |